Wie schon angedeutet war die Fahrt von Lanquín nach Rio Dulce etwas "beschwerlich" :) Oder mit anderen Worten: Fünf Stunden Fahrt im Minibus und drei davon über Schotterpiste! Zwischendurch hat es dann noch angefangen zu regnen und wurde so rutschig, dass die Reifen durchdrehten, und der Fahrer mehrere Versuche brauchte, um den Hügel raufzukommen. Letztlich sind wir dann aber doch angekommen.
Rio Dulce ist einerseits ein Ort und andererseits ein Fluss, der aus dem Lago Izabal, dem größten See Guatemalas, entspringt und dann in der Nähe von Livingston in die Karibik fließt. Wieder einmal hatte ich keine besonderen Erwartungen, hatte aber gehört, dass die Bootsfahrt nach Livingston recht schön sein sollte.
Von daher suchte ich mir erst gar keine Unterkunft in Rio Dulce, sondern machte mich direkt mit dem Boot auf den Weg nach Livingston. Die Fahrt war recht schön, aber kein Highlight. Von Livingston hatte ich ganz unterschiedliche Meinungen gehört und wollte mir mein eigenes Bild machen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mit dem kleinen Karibikdorf nicht recht warm geworden bin. Die Menschen waren (aus meiner Sicht) nicht so freundlich wie sonst überall in Guatemala, die Suche nach einem netten Zimmer gestaltete sich auch schwieriger als gedacht und einen Strand gab es auch nicht. Ich versuchte trotzdem das Beste aus der Situation zu machen, erfreute mich an der coolen Streetart, fand ein nettes Lokal zum Essen und stand am nächsten Morgen früh auf, um bei Sonnenaufgang (und vor der Hitze) eine Runde joggen zu gehen.
Mit dem Boot ging es dann wieder Richtung Rio Dulce und ich quartierte mich in einem netten Hostel ein. Die meisten Unterkünfte liegen nicht im Ort an sich, sondern verteilt am Ufer des Rio Dulce und sind nur mit dem Boot zu erreichen. Dementsprechend ruhig war es dort dann auch, was sehr angenehm war. Leider gab es keine Hängematte :) Der Hostelbesitzer überredete mich, am nächsten Tag zusammen mit einem anderen Gast eine Tour machen. Der Holländer - schon wieder; die sind gefühlt auch wirklich überall - war recht nett und so starteten wir am nächsten Tag zusammen.
Um 5.30 Uhr ging es mit dem Wassertaxi nach Rio Dulce und von dort mit dem Bus in den Nachbarort El Elstor. Dort wartete dann Benjamin auf uns, mit dem wir eine vierstündige Bootstour auf dem Lago Izabal machten. Das war wirklich sehr schön: Tolle Morgenstimmung und unser Guide war super! Er war selbst so begeistert von allem, strahlte wie ein kleines Kind und zeigte uns jede Menge Vögel, unter anderem Pelikane, Kormorane, Spechte und Reiher. Highlight war aber auf jeden Fall der Seeadler!
Irgendwann machte er den Motor aus und wir hielten Ausschau nach Seekühen. Wir brauchten viel Geduld, aber dann bekamen wir tatsächlich welche zu Gesicht. Allerdings immer nur kurz, wenn sie an die Wasseroberfläche kamen, um Luft zu holen. Aber immerhin :) Weiter ging es in die Mangroven, wo Affen in den Bäumen herumkletterten und Benjamin Früchte für uns pflückte. Kaffee hatte er auch dabei - wie gesagt, der Mann war einfach süß! Und die Stimmung in den Mangroven war unbeschreiblich schön!
Nachdem wir uns von Benjamin verabschiedet hatten, ging es mit dem Bus wieder Richtung Rio Dulce, wobei wir am Boqueron Canyon ausstiegen. Dort brachte uns ein (sorry) übel gelaunter Typ mit seinem Kajak in den Canyon. Die Strömung war heftig und wir kamen kaum voran. Irgendwann meinte er dann, wir wären da und so kletterten wir aus dem Kajak auf einen kleinen Felsen. Er fragte uns dann noch, wann wir abgeholt werden wollten und weg war er. (Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich direkt wieder mit zurück gefahren. Der Canyon war wirklich wunderschön - vom Boot aus. Die Vorstellung bei der krassen Strömung in den Felsen herumzuklettern oder gar zu schwimmen, erschien mir doch mehr als abwegig.) Aber Mister Holland wollte sich das kleine Abenteuer nicht entgehen lassen und kletterte munter drauf los, während ich auf dem Felsen saß und wartete. Nach einer Stunde wurden wir mit dem Kajak wieder abgeholt und dank der Strömung ging der Rückweg um einiges leichter und schneller.
Letzter Stopp unseres Tagesausflugs war der Cascada de Aqua Caliente, ein heißer Wasserfall, ganz in der Nähe. Das war dann wieder mehr nach meinem Geschmack: Ein kurzer Spaziergang zum Wasserfall und ein Mädchen, das mir Mandarinen und eine geschälte (!) Kokosnuss verkaufte. Der Wasserfall war richtig hübsch und vor allem tatsächlich heiß! Das heißt, der untere Fluss war kalt, aber das Wasser des Wasserfalls war warm. Man konnte sich also wie unter eine heiße Dusche stellen. Das war wirklich etwas besonderes. Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz rausgefunden habe, warum das Wasser heiß ist, aber logischerweise muss das ja mit einem Vulkan zusammenhängen. Das Wasser hat auch etwas schwefelig gerochen... Kleines Schmankerl war dann noch, dass man sich oberhalb des Wasserfalls in die warmen Becken legen konnte, quasi ein natürlicher Whirlpool! (Der Holländer hat auch ein Foto gemacht, was er mir aber leider noch nicht geschickt hat.)
Das war dann aber auch die letzte Station dieses Tages und ich war mehr als froh, dass mich der Hostelbesitzer zu diesem Ausflug überredet hatte. Und er hatte recht: Ich kam mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zurück.
Rio Dulce hat also definitiv mehr zu bieten als nur eine schöne Bootsfahrt nach Livingston!
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